Moin Freddy, wie sieht's aus bei dir? Was treibst du so?
Joa bestens! Ich sitze am PC in Deutschland mit gemütlicher Jogginghose. Es ist Oktober 2024. Es regnet und Maja ist zur Zeit arbeitsbedingt in Hannover. Ich habe bereits vier mal mit dir telefoniert Nils, weil du unbedingt willst, dass ich auf deine Fragen hier antworte. Da du nicht aufgibst, fange ich jetzt mal an…
Ich bin Frederik, 37 Jahre und wohne in Paderborn. Ich bin der Betreiber vom Standort Andalusien. Dana und Nils gehören zu meinen besten Freunden und seit knapp vier Jahren sind wir auch noch Geschäftspartner. Ich mag Hunde, Sonnenuntergänge und werde rot wenn ich vor Menschen sprechen muss. Ich genieße die Ruhe Zuhause und mag keinen Alkohol, bzw. wenn dann nur in rauen Mengen. Ich bin Vegetarier und Sternzeichen Löwe und habe keine Ahnung welche Informationen hier relevant sind...

Wenn du nicht am Meer bist versuchst du trotzdem einen gesunden Lifestyle zu leben. Was gehört für dich dazu? (was für Routinen hast du, Ernährung, Sport, Manifestation etc :)?
Schlaf ist mir sehr wichtig! Stressreduktion ebenfalls. 🙂 Außerdem versuche ich mich immer wieder an neuen Diäten. Zur Zeit fahre ich gut mit Intervallfasten, Verzicht auf Gluten und weitestgehend Zucker und Laktose. Alles nicht super streng, aber ich merke deutlich, dass es mir dann besser geht.
Körperliche Fitness betreibe ich durch eine Art Calisthenics vier mal die Woche in einer kleinen Gruppe von Freunden. Das Miteinander hilft mir motiviert zu bleiben. Außerdem geht man so mehr an seine Grenzen.
Um an meinen Zielen zu arbeiten, ihnen überhaupt bewusst zu werden und auch dankbar für das Vorhandene zu sein, habe ich ein Visionboard mit einigen Manifestationen die sich auch stetig verändern. Dieses liegt an einem gut sichtbaren Ort, sodass ich mehrmals täglich an diesem vorbei gehe und mir kurz Zeit dafür nehme. Für meine mentale Verfassung baue ich außerdem einige Gewohnheiten in meinem Alltag ein, die mir helfen einiger Dinge bewusst zu werden oder sie zu manifestieren. Man könnte diese sicherlich als Spleen bezeichnen. Zb eine Treppenstufe die beim überschreiten jedesmal für einen gewissen Gedanken sorgt. Oder ein bestimmter Teppich oder eine bestimmte Uhrzeit, oder, oder, oder haha.

Man hat ja bei dir immer das Gefühl, dass dein zu Hause ein Treffpunkt ist & die Tür für Freunde JEDERZEIT offen ist. Dein Weg ein Retreat zu betrieben schien ja eigentlich schon vorgezeichnet :D Aber mal im ernst: Wie kam es dazu, dass Burgleville immer ein offenes Haus für Freunde war?
Tatsächlich hat das schon recht früh angefangen. Ich habe keine Geschwister und vermute, dass ich dadurch schon immer die Gesellschaft zu gleichaltrigen gesucht habe. Gleichzeitig würde ich mich als eher introvertiert betrachten und dadurch sind es nicht unbedingt öffentliche Orte mit unterschiedlichsten, lauten Charakteren die mich angezogen haben, sondern eher Gleichgesinnte in dessen Anwesenheit ich mich wohl fühle. Und so entstand diese Haus der offenen Tür-Charakteristik schon relativ früh. Allerdings mit einer Art unsichtbarem Türsteher der die Tür nur für ausgewählte Personen öffnet. ;)
Den sehr treffenden Vergleich zum Retreat hatte ich selber so noch nie gesehen, aber darauf beziehe ich mich gleich noch mal.

Wie ist es dazu gekommen, dass Du ein Surf & Yoga Retreat betreibst?
Naja ursprünglich hatte ich einen anderen Plan. Ich war seit Jahren auf der Suche nach einem passenden Grundstück im Raum Cadiz. Vor nunmehr 10 Jahren begann meine Suche und Planung. Ich wollte eine Art autarkes Tourismus und Lifestyle Projekt starten. Aufgrund der umfangreichen Planung und der äußerst komplizierten Gesetzeslage habe ich angefangen mich mit dem Gedanken eines ähnlichen jedoch überschaubareren Projektes anzufreunden. Parallel fingen Dana und Nils an Surf Spirit zu gründen. Da ich mit Surfen nichts am Hut hatte, sah ich zunächst keine Verbindung. Als ich dann jedoch in Sri Lanka im Surf Spirit nicht nur die Strukturen des Retreats kennenlernte, sondern auch die Liebe zum Surfen entfachte, kam die Tatsache, dass sich die Antlantikküste Spaniens bestens zum Surfen eignet, gerade recht. Und wie der Zufall es so wollte, erhielt ich zu der Zeit das Angebot das Haus, das heute das Retreat ist, zu kaufen. Wer weiß ob man sich auf all die Strapazen eingelassen hätten, wenn man vorher gewusst hätte, was einen noch alles erwartet. :D Bis auf die Außenwände des Hauses, musste ja alles von Grund auf verändert und erneuert werden. Während die Gesetzeslage eine gänzlich andere in Spanien ist. Und wenn man sich schon über die Verlässlichkeit von deutschen Handwerkern echauffiert, dann lernt mal mit andalusischen Handwerkern zu arbeiten. 😂

Warum ausgerechnet Los Canos De Meca?
Canos habe ich mit meiner Mutter das erste mal vor 25 Jahren besucht. Freunde von ihr sind dort hin ausgewandert. Hätte ich keine kalten Füße bekommen, wären wir damals schon dahin ausgewandert. Ich frage mich oft, was oder wer wohl aus mir geworden wäre. :)
Als ich etwa 20 war, ist meine Mutter dort hingezogen und lebt seither dort. Wir sind immer wieder zum Urlaub machen da gewesen und es gefiel uns wahnsinnig gut. Besonders in der Offseason ist es einfach anders als die Mittelmeerküste. Es gibt keine hohen Hotelkomplexe oder ähnliches. Es ist noch sehr ursprünglich. Und die Sonnenuntergänge über dem Meer sind unvergleichbar. Man ist so nah an Afrika, dass man es sehen kann! Manchmal so deutlich, dass ich glaube schon einmal eine Herde Giraffen erkannt zu haben.. Canos und Umgebung ist für uns ein zweites Zuhause geworden, denn auch die Menschen dort sind klasse! Die Uhren ticken komplett anders. Wir können uns mit der Mentalität dort unten einfach besser identifizieren als der hiesigen.

Die Eröffnung fand 2021 statt. Das Covid Thema ist gerade abgeflacht. Vorne sind die Gäste zur Eröffnung gekommen. Hinten haben wir noch den Baustaub aufgewischt. Das war eine Punktlandung. Am Ende hat alles super geklappt und wir hatten super Einweihung mit entspannten Gästen. Welche Geschichte rund um die Eröffnung ist dir besonders hängen geblieben?
Haha, die Zeit der Eröffnung ist voller Erinnerungen. Es war eine der anstrengendsten und gleichzeitig schönsten Zeit meines Lebens. Es waren etwa 20 unserer besten Freunde anwesend. Alle haben mit angepackt. Es wurde am Haus gebaut, Möbel, Surf und Yoga Equipment, etc. gekauft und parallel das Marketingvideo gedreht.
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Es wurden Mitarbeiter eingestellt und Zulieferer und andere Geschäftsverbindungen hergestellt. Alles in etwa 5 Wochen. Als wir ankamen mussten wir eine Matratze in das Haus legen, dass zu der Zeit näher am Rohbau als am fertigen Wohnhaus war. Eigentlich hätte es seit Wochen fertiggestellt sein müssen. Eigentlich! Die Fenster wurden kurze Zeit vorher eingebaut. Wir hatten kein Licht. Wir kamen mit einer Grippe an. Die Bauarbeiten gingen jeden Morgen um 7 Uhr los während wir uns abends meistens unvernünftiger Weise betrunken haben. Nächte mit weniger als 4 Stunden Schlaf gehörten zum Standard. Mit einem dicken Kopf aufzuwachen, weil zwei spanische Bauarbeiter im Zimmer standen und lauthals am diskutieren waren, während sie die Steckdosen verlegten, ersetzte unseren Wecker.
Tagsüber hatte jeder seine Aufgaben. Es sah aus wie in der Szene von Kevin allein zu Haus, kurz bevor die Familie abreiste. Ein wildes Durcheinander, dass beim genaueren hinsehen, doch organisierter und effizienter war, als man zunächst meinen würde. Abends verhalfen ein paar wohlverdiente Feierabendbiere dann doch den meisten von uns genug Motivation aufzubringen, um sich unter die Leute zu mischen. Es war Juli und somit Hochsaison. Überall gabs Chiringuito Bars und der Ort war voll von Menschen.
Ein anderes Highlight war die infantile Idee von Nils, dass wir uns alle doch VokuHilas schneiden sollten. Peu a peu reihten sich die freiwilligen zu später Stunde. Luisa, die keine Friseurin war, schnitt uns die Haare mit einer Küchenschere..

ja und dann kam der Tag der Tage. Die Eröffnung. Die Gäste reisten allmählich an. Nils und ich hatten auf dem Auto noch Gartenmöbel gestapelt während wir zu Joe, einem wahren Cowboy, fuhren, um uns sein Auto zu leihen. Wir hatten noch kein zweites Auto und hatten ihn kennengelernt, weil wir Teile des Marketingvideos mit ihm und seinen Pferden gedreht hatten. Epische Szenen! :)
Wie abgesprochen angekommen, wurden unsere ersten Rufe vor seiner Tür nicht erhört. Nach einer Weile machte Joe dann aber doch recht verschlafen auf. Wir hatten ihn in seiner Siesta gestört. Höflich wie er ist, bat er uns zunächst rein. Auf einen Kaffee wie wir anfänglich annahmen. Aus einem Kaffee wurde allerdings ein Bier. Nils nahm dankend an, während ich ablehnte. Nach ein paar Minuten griff Joe dann in den Aschenbecher. Ein Zigarrenartiger Joint wurde von ihm so selbstverständlich angezündet, dass wir beide verdutzt dasaßen. Nachdem er genüsslich gezogen hatte, reichte er ihn an mich weiter. Da ich beim Bier bereits abgelehnt hatte, wollte ich nicht unhöflich erscheinen und nahm dieses schlecht gebaute Riesengerät an. Ein Fehler den ich den restliche Tag noch einige Male bereuen würde. Es dauerte nicht lange da machte sich die Wirkung bereits bemerkbar. An dieser Stelle werde ich aus rechtlichen Gründen ein paar Passagen meiner Odyssee auslassen.

Kurze Zeit später am Camp angekommen, stand das erste Intro Meeting bevor. Alle Gäste waren da, alle Mitarbeiter versammelt. Wochen, nein monatelang auf diesen Moment hingearbeitet. Wie oben bereits erwähnt kein Mann des Mittelpunktes und des Vorsprechens - und ich total überfordert. In meinem Zustand völlig unfähig vor einer Gruppe Menschen zu sprechen. Total dicht. Wer diesen Zustand kennt, weiß, wie ich mich gefühlt habe. Meine einzige Lösung, um aus dieser Nummer rauszukommen, war die Flucht. Ich musste mich also verstecken. Also habe ich vorgegeben Einkäufe ins Lager bringen zu müssen. Dort habe ich mich dann so lange versteckt bis das Intro Meeting vorbei war. Also etwa 30-40 min. 😂
Joa das sind wohl die für mich prägendsten Momente der Eröffnung gewesen. Ich habe den größten Moment in einer dunklen Abstellkammer, total zugedröhnt verbracht. Danach war wieder alles gut. Wir hatten eine fantastische erste Woche und sind heute noch gut mit vielen der damaligen Gäste befreundet.

Jede Surf Spirit Location bringt ja einen gewissen Charakter mit. Was denkst du ist von Surf Spirit Andalucia die Besonderheit?
Das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, dass vor allem das familiäre zusammenleben besonders ist. Die Casa ist mit 15 Plätzen voll ausgebucht. Im vergleich zu anderen Camps eine eher geringe Gästeanzahl. Ausserdem wird in einer offenen Küche das essen zubereitet und das Team besteht größtenteils aus Locals die seit langem dabei sind. Jeder hat seine Geschichte zu erzählen und teilt seine Leidenschaft mit den Gästen. Wir haben zwar nicht viel Platz, aber dafür ist jedes Eckchen mit viel Liebe ausgestattet und ich glaube und hoffe, dass man das auch merkt. Jedes Jahr entwickeln wir uns weiter und arbeiten daran es noch schöner, effizienter und nachhaltiger zu machen. Viele unserer Mitarbeiter bieten am Day-off Aktivitäten an, die sie ausmachen. Von reiten über Tarot und tattätowiert werden bis hin zu Board shaping Kursen ist alles dabei.

Welcher Monat gefällt dir in Andalusien am Besten?
Im Herbst ist es das Licht und im Frühling die saftige, blühende Flora die mir besonders gefällt. Und natürlich ist es im allgemeinen die „Offseason“, die sich in etwa von September bis Mai erstreckt. Ich würde sagen am häufigsten sind wir Januar - Februar hier, weil wir dem deutschen Winter entfliehen.
Welchen Song sollten wir dringend in die Surf Spirit Playlist aufnehmen?
David Rawlings - Cumberland Gap und Starman von David Bowie :) (ist übrigens hinzugefügt. Hier geht zur Surf Spirit Playlist)

Seit Beginn von Surf Spirit ist sie der kreative Kopf & fotografiert, malt und stellt designs zusammen.